Konzepte&Beratung

Nutzungskonzept für das Fritz-Kühn-Museum in Berlin-Grünau

Berliner Zeitung vom 17.10.2013: Unverdientes Desinteresse
taz - die tageszeitung vom 17.09.2012: Montagsinterview mit Achim und Helgard Kühn

Ein Museum mit Skulpturenpark, Kleinkunstbühne und Café

Seit seiner Gründung 2003 hat der Fritz-Kühn-Gesellschaft e.V. den Anspruch, das umfassende Werk des Metallbildhauers Fritz Kühn (1910-1967) am historischen Wirkungsort in Berlin-Grünau zu erhalten, wissenschaftlich aufzuarbeiten und öffentlich zugänglich zu machen. Bestandteil der vollständig erhaltenen Sammlung Kühn ist ein künstlerisches Werkkonvolut in Form von Metallarbeiten, Drucken, Fotoarbeiten und Plänen, sowie das erhaltene unikale Schriftgut in Form von Manuskripten, Konzeptionen und Korrespondenzen mit staatlichen und kulturellen Einrichtungen in beiden Teilen Deutschlands.

Der gesamte Nachlass lagert seit 45 Jahren ungesichert unter katastrophalen Bedingungen in einem feuchten Garagenkomplex auf dem Ateliergelände in Grünau – bedroht von Schädlingsbefall, Temperaturschwankungen und Nässe. Die Metallarbeiten rosten teilweise und auch das Papier hält nicht ewig – Bindungen brechen, Säure frisst sich durch, Schimmel setzt sich an.

Ziel des Museumsneubaus ist die Sichtbarmachung und Inwertsetzung der kulturellen und bildungspolitischen Potentiale dieses künstlerischen Nachlasses. Für die Architektur- und Kunstgeschichte Berlins bieten diese Bestände einmaliges Quellenmaterial, um Leben und Werk des bedeutenden Künstlers Fritz Kühn zu dokumentieren und für wissenschaftliche Zwecke zu erschließen.

Der Schwerpunkt des kulturellen Nutzungskonzeptes für den geplanten Neubau des Fritz-Kühn-Museums in Berlin-Grünau liegt auf der Entwicklung eines international agierenden Museums. Das Betreibungskonzept für Neubau, Kunstcafé und Skulpturenpark zielt auf die Verbreitung der künstlerischen Intentionen Fritz Kühns und auf den kulturellen Dialog zwischen Künstlern aus aller Welt, aber auch auf die Auseinandersetzung mit den Traditionslinien der Metallkunst in der Gegenwart

Perspektivisch zielen die geplanten Aktivitäten des Fritz-Kühn-Museums auf die Initiierung einer grenzüberschreitenden Dachmarke „Metallkunst“, der sich nach und nach immer mehr Akteure anschließen können.

Anschluss an die Moderne in der Metallkunst

Fritz Kühn hat als Fotograf, Kunstschmied und Stahlgestalter konsequent auf den Erkenntnissen des Bauhauses und der modernen Kunst der 1920er Jahre aufgebaut und ein eigenständiges Werk mit hoher künstlerischer Wertigkeit geschaffen, das bis heute in der angewandten Kunst ohne Beispiel ist.

Stahl war für Fritz Kühn mehr als ein Werkstoff, Stahl war auch ein Medium, dessen Eigenschaften einen unendlichen Gestaltungsspielraum boten. Fritz Kühn ging von der traditionellen Schmiedetechnik über zu neuartigen Verfahren der Oberflächenbearbeitung von Metallen. Auf der Grundlage der abstrakten Fotografie, Auffassungen der Gegenwartskunst und neuester Erkenntnisse in der Materialforschung entwickelte er die konzeptionelle  Metallkunstgestaltung weiter zur informellen Metallbildkunst. Durch chemische Oberflächenbearbeitung, Ätztechniken und Aufschmelzungen fand er zu einem abstrakten Stil. Davon zeugen u.a. baugebundene Arbeiten in Berlin, wie das Eingangsportal der Berliner Stadtbibliothek in der Breiten Straße oder die Lindenblätterwand der Polnischen Botschaft in der Straße Unter den Linden.

Fritz Kühn war einer der wenigen Künstler, deren Werke immer in beiden Teilen Deutschlands anerkannt und geschätzt wurden. Er erhielt zahlreiche Aufträge in der DDR und in der Bundesrepublik. Für die künstlerische Arbeit Fritz Kühns war auch seine weltanschauliche Haltung als bekennender Christ von Bedeutung. Nicht nur während der Zeit des Nationalsozialismus, sondern auch während seines Schaffens in der DDR lassen sich immer wieder Bezüge zwischen Kunst und Religion feststellen.

Brunnen am Strausberger Platz, 1967, Berlin-Friedrichshain
A-Portal, 1965, Berliner Stadtbibliothek
Lindenblätterwand, 1966, Polnische Botschaft Berlin